Erst die Sünde, dann die Bestrafung - nicht so für den Sommer: der höllischen Hitze folgt gewitterlicher Zorn, der den ermüdeten Geist in kühlwindiger, regnerischer Absolution wieder mit seiner Umgebung versöhnt. Noch besser, wenn es vollkommen stiller Zorn ist, also Wetterleuchten.
Ein Spaziergang mitten ins Herz des finster aufziehenden Unwetters und ein Notizbuch bieten nun Teil Zwei der SommerBilder, die in Blitz-und-Donner-Manier sich gebärdenden und unbearbeiteten Prosa-Fragmente Stiller Zorn:
Stiller Zorn
Kurz stoppt der Wind --- Wie auch mein herz, das nachlauscht jenem unheilvollen Flüstern, das fern im Stillen endlich ganz verweht...
Dann setzt er wieder an, fährt mir ins Hemd, den losen Stoff zu heben und zu senken...
(... ins Finstere hinein, das aufgeblitzt zerrissen --- als wär aus Glas die Luft, in die das Dunkel blendend schneidet...)
Im Rauschen lauert noch die Stille, die dem Sturm als Nachhut folgt, als Atemholen, wenn ins Aug' dir blickt erbarmungsloses Tosen; sie schluckt den Donnerschlag all jener Blitze dort im Einerlei von Himmelswerk und Boden:
Jene Lichter schrecken chton'sche Gluten, sieh, vertreiben sie vom spröden, aufgeplatzten Asphalt, den im Mittagsfeuer die Kraft verließ ---
Schon rückt das Grollen näher, hör, es kommt!, und stärker wird der Regen, ängstliche Tränen, im Voraus vergossen, eh das Wüten die sonnenträgen Gemüter uns reinigt; heller wird auch das Leuchten, dass öfter wir die Angst in den Augen der Andern erkennen, wenn ins Ungewisse der schwärze-drohenden Wolken sie blicken;
Hör, dort harrt uns ein Heer, das im unsichtbaren Schatten der Mittagshitze sich anschlich, uns leise gefolgt ist, ins Enge des Schlafes und hoffnungsvollen Vertrauens in eigene Heimstatt;
Still, noch bergen die Wolken das scheueste Schrecken --- kurz nur durchtönen die Vögel das Schweigen, ein seltener Ruf in der Lebensdämmerung dieser finsteren Stunde --
Gleichgültig scheint uns das künstliche Licht in den verwaisten Straßen, nichts die Wege zu weisen außer jenen wenigen flüchtigen Seelen, die noch keine Obhut gefunden; kaum aus dem Blick, sind sie uns längst schon verloren.
Torf steigt mir in die Nase, sterbendes Holz, das im Atem vergeht und im nächsten vorübereilenden Luftzug; höhnend flüstert der Sturm uns noch vor immer belebterer Kulisse, wiegt noch in Ruhe die letzten müden Gesichter;
(Ruhend) setze ich mich, um nur noch den Himmel im Auge zu haben und zweifle, ob Nähe bald herrscht zwischen uns und der wütenden Leere, und ob sie von Dauer gewesen.
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