Montag, 24. Oktober 2011

Als fremde Feder unterwegs

Seit einiger Zeit schon ist eine kleine Hexameter-Dichtung von mir im Bernstein-Blog des Bernstein-Verlages der Gebrüder Remmel zu lesen. Dabei handelt es sich um eine kurze Reminiszenz zu Claire Bauroff und ihren Gedichten, die unlängst in eben jenem Verlag erschienen sind. Diese Gedichte sind größtenteils einfach gehalten, eher naiv und um das Mutter-Motiv kreisend, doch die einzelnen Gedichte zum Tanz und zur Körperkultur stechen auf angenehme, ästhetisch-analytische Art und Weise aus dem Gesamtwerk heraus und sind sehr zu empfehlen.
Hier mein Text:

Beim Tanze
Zu Claire Bauroff
Wie im Kreise der Körper sich um die Welt wie sich selbst nur
Dreht, wie die Arme, Bögen spannend, über die Locken
Zärtlich gewölbt ihr den Mutterleib künden und ihre Liebe,
Was sie dem Bruder allein nur zugeflüstert im Stillen:
Ach, so spannt’ sie die Feder wie sie es im Tanzen einst lernte,
Sehnig reizend die Bänder, dass unter dem Kleide der Brustkorb,
Nackt auch, sich zeichnet als Muster des ewig währenden Rausches;
Kannt’ sie sich selbst doch zu gut in der kühl-gespannten Ekstase,
Als ihr der Blick in die Welt zog, Unschuld, Natürlichkeit suchend.
Wandelte sie sich dann einst, wie ihre Bewegung in starre
Bilder, ihr liebes Empfinden in Mutterlob, das wohl spät kam;
Ach, so lebte sie ewig in Wort und in Bild und in Sepia-
Farbenem Fleische, das golden kreisend Vergangenheit leuchtet.


Und die Links zum Bernsteinblog seien nicht zu vergessen:

Beim Tanze

Grundlagen


Das Wesen dieser Seite lässt sich am Einfachsten als Plattform für Gedanken beschreiben. Gedanken, die nicht länger allein gedacht sein wollen, sondern den Diskurs suchen, um zu wirken. So finden sich auf dieser Seite im Laufe der Zeit Anregungen zum Denken (Notizen), Rezensionen zu Musik und Literatur, Hinweise in eigener Sache (z. Bsp. Veröffentlichungen) und allerhand Anderes aus dem kulturellen Raum.



Zur eigenen Person:


*1987 in Bad Saarow-Pieskow


Aufgewachsen in Görlitz
Seit 2007 Studium der Germanistik und Philosophie in Tübingen


Literatur mag das Schlüsselwort meiner Selbstbeschreibung sein. Als Literaturwissenschaftler natürlich mein Arbeitsgebiet, ist es privat jedoch auch Heimat geworden, nah und fern der eigentlichen. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Literatur des 18. Jahrhunderts, allen voran Klopstock und Goethe als sprachtheoretisch-stilistische Idole. Darüber hinaus bezieht sich mein Interesse auf die Jahrhundertwende, deren Platz sich Thomas Mann, Schnitzler und Kafka teilen mit einem starkem Einschlag zur satirischen russischen Literatur dieser Zeit (Bulgakow!). Als Hauptpfeiler stützen sie die weit gefächerten Erscheinungen der literarischen Welt, die in ihrer vielfältigen Weise alle zu meinen Vorlieben gehören. Bibliophilie eben. Dieses Interesse erschöpft sich jedoch nicht nur im Lesen selbst, sondern vor allem in der wissenschaftlichen Arbeit. So werden in Zukunft zu oben genannten Themen und anderen Aufsätze und ähnliches folgen, worüber dieser Blog Auskunft geben wird.


Mein eigenes literarisches Schaffen entspringt vor allem der Beobachtung der Welt. So finden sich immer wieder ästhetische Reflexionen über Momente und Orte, der Versuch, den Augenblick in Worte zu fassen - jedoch nicht ohne ihn deutend in die Welt einzuordnen. Mehr und mehr dialogisch aufgefasst sollen die Stücke mit dem Leser in Kontakt treten und, frei nach Bodmer und Breitinger, nicht nur zum Denken, sondern vor allem zum Fühlen anregen.
Gerade meine Lyrik trennt sich formal von der aktuellen lyrischen Moderne radikal ab. Ich schreibe vorwiegend in antiken Vers- und Odenmaßen, bieten sie doch die besseren ästhetischen Darstellungsformen und Töne, ohne in sprachliche Dekonstruktion und Experimentalismus zu verfallen. Um es nur kurz anzureißen (Beispiele folgen später), Ästhetik ist hier in erster Linie Klang und Stil, und so sollte der Umgang mit Sprache sein. Der Zerstörung ist genug getan. Neben französischen Sonetten (in der Form, nicht der Sprache) finden sich auch Experimente mit Reimformen, die sich im Klang der modernen Lyrikauffassung annähern, stilistisch jedoch an den Wurzeln festhalten. Moderne Lieder also, die sich im Grunde in der Form nicht verändert haben, doch dem heutigen Ohr näher sind, komplexer.
Im Internet und anderweitig zu erreichende Texte werden hier besprochen sowie manches auch direkt veröffentlicht.


Genug für’s Erste, alles Weitere folgt...