Donnerstag, 10. Oktober 2013

Von welken Blättern und Steinen

Es wird Herbst, und ich könnte nun die ganzen ästhetischen Stereotypen aufzählen, das welke Laub, das faule Obst (nichts riecht wunderbarer zu dieser Zeit), die Überreife des Jahres, die sich auf das Gemüt, in die Herzen legt und Wehmut ausschüttet über alle Gedanken und Handlungen, die das ausklingende Jahr (ausklingend, denn bald sind wir wieder vogelfrei, buchstäblich), unbewusst fast, feiern. Aber das wäre doch zu offensichtlich.

Nichts kann dennoch näher liegen, als an die Vergänglichkeit zu erinnern mit einem kleinen Sonett, entstanden und Bezug nehmend auf den vermeintlich ruhigsten Ort in der modernen Siedlungs-Hektik, das Heiligtum modernen Eremitenlebens, Hain der letzten Selbstbesinnung (näher werde ich es nicht benennen):


Von welken Blättern und Steinen

Es irrt mein Blick noch zwischen jenen Steinen,
Die, Buch geworden, Lebensträger sind.
Nichts täuscht mich mehr, nichts kann mir anders scheinen,
Als was in Stein ich eingemauert find.

Dort hebt sich überm Grün gepflegter Wiese
Ein Relief aus weiten Flügeln auf!
Dort senkt sich, unbemerkt nur, klein, kein Riese,
Ins Blütenmeer ein stilles Flüstern auch.

Und neben jenen atemlosen Schemen,
Wo unbewegt ein ewig Friede ruht,
Bin ich kein Gegensatz, der Unrecht tut:

Von diesem Ort lässt sich nichts weiter nehmen,
Als Stille, Ruhe, jener so bequemen,
Wie Sehnsucht schweigt vorm letzten, höchsten Gut.