Sonntag, 30. Juni 2013

SommerBilder II - Stiller Zorn

Erst die Sünde, dann die Bestrafung - nicht so für den Sommer: der höllischen Hitze folgt gewitterlicher Zorn, der den ermüdeten Geist in kühlwindiger, regnerischer Absolution wieder mit seiner Umgebung versöhnt. Noch besser, wenn es vollkommen stiller Zorn ist, also Wetterleuchten.
Ein Spaziergang mitten ins Herz des finster aufziehenden Unwetters und ein Notizbuch bieten nun Teil Zwei der SommerBilder, die in Blitz-und-Donner-Manier sich gebärdenden und unbearbeiteten Prosa-Fragmente Stiller Zorn:


Stiller Zorn

Kurz stoppt der Wind --- Wie auch mein herz, das nachlauscht jenem unheilvollen Flüstern, das fern im Stillen endlich ganz verweht...
Dann setzt er wieder an, fährt mir ins Hemd, den losen Stoff zu heben und zu senken...

(... ins Finstere hinein, das aufgeblitzt zerrissen --- als wär aus Glas die Luft, in die das Dunkel blendend schneidet...)

Im Rauschen lauert noch die Stille, die dem Sturm als Nachhut folgt, als Atemholen, wenn ins Aug' dir blickt erbarmungsloses Tosen; sie schluckt den Donnerschlag all jener Blitze dort im Einerlei von Himmelswerk und Boden:

Jene Lichter schrecken chton'sche Gluten, sieh, vertreiben sie vom spröden, aufgeplatzten Asphalt, den im Mittagsfeuer die Kraft verließ ---

Schon rückt das Grollen näher, hör, es kommt!, und stärker wird der Regen, ängstliche Tränen, im Voraus vergossen, eh das Wüten die sonnenträgen Gemüter uns reinigt; heller wird auch das Leuchten, dass öfter wir die Angst in den Augen der Andern erkennen, wenn ins Ungewisse der schwärze-drohenden Wolken sie blicken;

Hör, dort harrt uns ein Heer, das im unsichtbaren Schatten der Mittagshitze sich anschlich, uns leise gefolgt ist, ins Enge des Schlafes und hoffnungsvollen Vertrauens in eigene Heimstatt;

Still, noch bergen die Wolken das scheueste Schrecken --- kurz nur durchtönen die Vögel das Schweigen, ein seltener Ruf in der Lebensdämmerung dieser finsteren Stunde --

Gleichgültig scheint uns das künstliche Licht in den verwaisten Straßen, nichts die Wege zu weisen außer jenen wenigen flüchtigen Seelen, die noch keine Obhut gefunden; kaum aus dem Blick, sind sie uns längst schon verloren.

Torf steigt mir in die Nase, sterbendes Holz, das im Atem vergeht und im nächsten vorübereilenden Luftzug; höhnend flüstert der Sturm uns noch vor immer belebterer Kulisse, wiegt noch in Ruhe die letzten müden Gesichter;

(Ruhend) setze ich mich, um nur noch den Himmel im Auge zu haben und zweifle, ob Nähe bald herrscht zwischen uns und der wütenden Leere, und ob sie von Dauer gewesen.

Freitag, 28. Juni 2013

SommerBilder I - Helios' geweihte Tage

Dem Sommer, so er in seiner Inkonsistenz sporadisch zu sich findet, sei dieses Jahr ein kleiner Zyklus von Impressionen gewidmet: Fragmente, Strophen, Prosa... welche Form der Umgebung gerade entwachsen - oder entfließen mag.
Den Anfang macht die elegische Betrachtung (mit pentameternder Zäsur) Helios' geweihte Tage (Vorsicht, Genitiv!).

Helios' geweihte Tage

Brodelt es da im feurigen Blau, das unter die Sonne
Frei geworfen sich findet - schlägt es schon trübende Blasen,
Die uns den Äther verdunkeln, das All zwischen Erde und Himmel?

Oder ist es schon Abend, der uns das Schweigen der Sterne
Vorträgt gleich jenen Liedern der Alten?; ist es doch Ruhe,
Stille schon fast, die unter dem sterbend Gewimmel nun aufsteigt!
Sie trägt uns die Hitze nicht mehr schwer um die wässrigen Köpfe,
Brennt nicht in Sehwerk und Lunge, die Abendluft, die gefärbte;

Schatten bringt sie und Ahnung des Nachtwinds, der leicht nur vom Mondlicht
Kühl beladen kündet vom längst vergessenen Schatten:
Er ist der erste Verlust im steten Zenit jeden Sommers,

Allumfassenden Lichtes innerer Feuer und Gluten:
Sorgt für die Kälte nur vor, die Euch lang wird, vergessliche Menschen!

-- In diesen Zeilen jedoch ist für den Winter nicht Platz --

Nur für den blutigen Atem der Sonne, der innere Wüsten
Uns aus dem Geiste beschwört, die alles verstoßende Trägheit
Herrschen zu lassen, da uns das Leben in Strömen entfließet...

Donnerstag, 27. Juni 2013

Traumwandler

Kurz vor dem Schlafen hat man die besten Ideen.... und neue Halogen-Straßenlaternen vor dem Fenster, die wundersame Bilder in den Raum werfen.

Traumwandler

An jenem Schattenspiele kann ich mich berauschen,
Wie es, ein Unruh fast, im Takt der Nachtmusik
Im Vorhang noch gefangen Freiheit tanzt und flieht
Als würde jenes Netz nur unbeteiligt lauschen.

So wie der Geist, der schon im Laken ruht und hört,
Was draußen windig aneinander reibt und Schall wird,
Was drinnen zwischen halben Träumen still umherirrt;
Nichts hält die Nacht bereit, was diese Szene stört.

Nur jene Mischung hier aus Dunkelheit und Stille,
Aus wankend Lichtspiel auch und raumerfüllend Klang
Vollführt ein traumverloren musenreicher Wille;

Der Schlaf ist nah im Raum, in jenem sachten Drang,
Im Schaum des Stoffes leichter atmend zu verschwinden,
Um bis zum Morgen neue Welten zu erfinden.