Sonntag, 16. September 2012

Ruhe

Als letzter Teil dieser kleinen September-Trilogie folgt eine weitere sonntägliche Spinoza-Reminiszenz, nach einem sommerlichen Sturm entstanden.

Ruhe

Ruh Dich aus vom regen Sturme,
Streck Dich in das feuchte Licht;
Sieh, schon glänzt am kleinen Wurme
Was sich groß dem Blick verspricht.

Doch noch künden Wolkentürme
Dunkel Wetterumschwung an,
Bis das Blau vorüberstürme
Zieht’s in Langsamkeit heran.

Bilder!, seht, die Helle droben
Zeichnet fein sich ins Gesicht;
Grad am Rande, wo verschoben
Scharf das Maß ins Freie sticht.

Fülle schenkt’s dem Auge dann,
Tief ins Weite senkt sich’s nieder;
Was der Schöpfung Lieb’ ersann:
Froh erhebt’s Gefühltes wieder.

Mittwoch, 12. September 2012

Unruhe

Nach Into the Wild:

Unruhe

Ganz ohne Klang ist mir, als hört’ ich mehr,
Als öffnete ohn’ Umweg sich mein Geist
Und lauscht’ den schwingend Tönen, die gespeist
Von einem windend Strome um mich her

In ein’ger Weis, in Eintracht bald zerfließen;
Nur hier und da sticht leise ein Geräusch,
Das frei von meinem Tun, Natur ist, keusch,
Dazwischen, wo im Keime Bilder sprießen.

In diese Wildnis will ich also wandern,
Will ferne fremder Worte Sprache sehn,
Die keine Zunge je berührte; andern

Vergessnen Stimmen folgen und vergehn:
Wo nur Empfinden bleibt und weiter nichts,
Bin ich im Auf- und Untergang des Lichts.

Dienstag, 11. September 2012

Sonntag

Eine kleine Sonntagsmeditation auf Spinoza:


Sonntag

Ich brauche nicht den Klang von Turmgeschossen
Zu wissen, dieser Tag allein ist gut.
Vielleicht auch heilig, lebt er von dem Blut,
Das aus dem ewgen Anschaun still geflossen.

Wer einmal so sein Tun der Ruhe opfert,
Sich für die Welt und nur der Welt hingibt --
Erfährt, wie sehr das Kreuz sein Innres ändert,
Bis er bald Gott in allem sieht -- und liebt.