Um beim Thema des letzten Eintrages zu bleiben: nach langen, trüben Wintern gleicht sich der Geist oft genug der Umwelt an. Weiß und rein, konturlos leer ist er, wenn seine Produktivität allein an die Anschauung gebunden ist, die über Wochen nichts als stechend helles Weiß und nicht einmal das fassen konnte. So auch im Umgang mit den Menschen. Wie soll man singen, was man nicht mehr kennt, was über die Phase der Sehnsucht hinaus schon ins Vergessen zu gleiten droht?
Es reicht schon die Ahnung neuer Blüte, verborgenen Lebens unter all dem Immergleichen, um die Worte zurück in die Hand zu locken.
Dieses Sonett ist vor drei Jahren in einer solchen Zeit der sich langsam füllenden Leere entstanden. Zwischen Winter und Frühling.
Vom Fehlen der Worte
Noch dringen keine Wurzeln in dich ein,
Die sonnenscheingetäuscht blind um sich greifen,
In ihrem Wunsch für Jemanden zu reifen;
Sie finden nur ein frostgeschrieben 'nein'
Im blassen Angesichte deiner Haut.
Von keinen Farben lässt du dich beschreiben,
Erinnerungen können dich nicht kleiden,
Dein Wesen wird im Rausch der Welt nicht laut.
Fänd Ruhe ich, dein stilles Herz zu fassen,
An meinem Klang es teilhaben zu lassen,
Ein Doppelschlag, der beide gleich bewegt:
Wer könnte jene Farben jemals hassen,
Das Blütenmeer, das unser Träumen hegt?
Die Ruhe such ich, die mich – uns – heimwärts trägt.